ISMPS

INSTITUT FÜR STUDIEN DER MUSIKKULTUR

DES PORTUGIESISCHEN SPRACHRAUMES


MUSIK IN GLOBALEN PROZESSEN

Macau


kulturwissenschaftlich orientierte Musikstudien &

musikwissenschaftlich geleitete Kulturstudien

Kontexte

Hongkong | China | Südchinesische Inselwelt | Japan | Korea | Philippinen | Indien | Südostasien | Malakka-Strasse


e.V.
1968 - Brasilien
1985 - Deutschland



Tor - Macau und China in den Kulturstudien

Vorsitz

Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo

Universität Köln


Macau gehört zu den Kontexten, die zu den Forschungsaufgaben des ISMPS zählen. Die Studien sind im Sinne der Zielsetzungen des Instituts zu verstehen. Sie sind Ergebnisse von Entwicklungen, die zu dessen Gründung 1985 geführt haben. Diese reichen zurück auf eine Bewegung zur Erneuerung der Kultur- und Musikstudien, die in Universitätskreisen Brasiliens in den 1960er Jahren entstand.


Gegenstand der Studien: Musik in globalen Kulturprozessen


Macau dient als Referential zur Betrachtung von Prozessen innerhalb eines Netzwerkes von Beziehungen, das Macau mit anderen Städten, Regionen und Ländern Ostasiens verbindet. Von Macau als Bezugspunkt aus werden Kultur- und Musikstudien durchgeführt zu Kontexten, die heute die Volksrepublik China (mit Hongkong und Macau), Taiwan, Japan, Südkorea, die Anrainerländer des südchinesischen Meeres –  Philippinen, Malaysia, Brunei, Indonesien, Vietnam – und somit auch diejenigen Sphären betreffen, die im Rahmen des ISMPS auch aus anderen Perspektiven betrachtet werden. Hierbei werden die Beziehungen zu Indien und Südostasien besonders berücksichtigt.


Im Vordergrund der Ostasien-Studien im Rahmen des ISMPS stehen die Interaktionen mit Europa. Die euro-asiatischen Betrachtungen erfolgen aus dem Blickwinkel einer Forschung, die im portugiesischsprachigen Raum entstanden ist. Die Studien erfordern auch hier die Berücksichtigung der Einschreibung der Forschung in Zusammenhänge, die durch das Eindringen der Portugiesen in Ostasien zur Entdeckungszeit entstanden sind. Fokussiert werden vor allem Macau und die Macaenser, die in andere Regionen emigriert sind.


Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Rolle der Musik bei Kulturprozessen, die bei Kontakten, Handelsbeziehungen, Niederlassungen, Verkehrsverbindungen, Etablierung staatlicher und kirchlicher Strukturen, Missionierungen, Besiedlungen und Kolonisierungen, Wanderungen, militärischen Handlungen und anderen Formen spontan verlaufender oder geleiteter Vorgänge entfacht wurden. Die Wechselbeziehungen und gegenseitigen Beeinflussungen sollen dabei beachtet werden. Methoden, Probleme und Folgen von Bildungs- und Erziehungspolitik, Missionen, Wissensverbreitung und Weltanschauungen, Kommunikation durch Korrespondenz und Presse, religiöser und politischer Propaganda und Werbung werden analysiert. Die Studien wenden sich jedoch nicht der Vergangenheit zu. Sie sollen primär gegenwarts- und zukunftsorientiert sein. Die Untersuchung historischer Begebenheiten und Entwicklungen dienen als Voraussetzung und Grundlage für die Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen.


Bedeutung Ostasiens für prozessorientierte Kulturstudien


Die geopolitische Bedeutung Ostasiens in der Gegenwart in wirtschaftlichen, technologischen, wissenschaftlichen und vielen anderen Aspekten ist offensichtlich. China ist zu einer Weltmacht geworden, die mit dem Westen konkurriert, mit dem es in komplexen Beziehungen steht. Die Spannungen mit dem westlich geprägten Taiwan bedeuten eine Gefahr für die gesamte Welt. Japan gehört zu den hochentwickelten Ländern der Erde, das bei aller Wahrung tradierter Kultur mit dem Westen verbunden und westlich geprägt ist. Die koreanische Halbinsel mit den Spannungen zwischen Nord- und Südkorea ist als die am stärksten militarisierte Weltregion für den Bestand der Menschheit mit entscheidend. Die zunehmende Bedeutung der Philippinen und anderer Länder, wie Vietnam und andere in Südostasien, ist für die Weltwirtschaft und -politik unübersehbar. In all diesen Ländern bestehen neben der Pflege eigener Kulturtraditionen Bildungs- und Kultureinrichtungen, Universitäten, Kunst- und Musikhochschulen, Museen, Theater, Orchester und Chöre, die westlich orientiert sind. Ihre Zentren werden von Künstlern und Musikern aus aller Welt besucht, eigene Intellektuelle und Künstler wirken in Europa und in den USA.


Die Bedeutung Ostasiens in der Gegenwart ist Folge von Prozessen, die in Jahrhunderten erfolgten und maßgebend durch die Einwirkung der Europäer auf regionale Strukturen, Zustände und Entwicklungen entfacht wurden. Die Analyse dieser Vorgänge stellt Voraussetzungen und Grundlagen für die Auseinandersetzung und für das Verstehen aktueller Entwicklungen in Ostasien und in den ostasiatischen Zentren in anderen Weltteilen dar. Dafür bietet sich eine Betrachtungsweise an, die von dem Eindringen der Portugiesen in den ostasiatischen Raum ausgeht, da diese maßgeblich die Entwicklungen in Gang setzten, die bei allen Wandlungen und Veränderungen von Herrschaftsverhältnissen in den folgenden Jahrhunderten fortwirkten.


Die ersten Zeiten der portugiesischen Präsenz in China – etwa in der ostchinesischen Küstenstadt Ningpo in der Provinz Zhejiang – sind zu beachten. Als Bezugspunkt der Studien bietet sich vor allem Macau an. An der Südküste des chinesischen Festlandes, an einer Seite des Perlfluss-Deltas, entwickelte sich Macau zum wichtigstes Ort der Portugiesen im Fernen Osten. Es wurde zu einem Zentrum des Handels, des Austausches von Informationen und Impulsen, wo Maßnahmen getroffen und Strategien entworfen wurden, wo Verwalter und Missionare Ausbildung erhielten. Macau verlor zwar zunehmend diese Bedeutung als Hauptumschlagsplatz im Verlaufe der Jahrhunderte, und durch die Gründung des gegenüber gelegenen Hongkong wurde die britische Vorherrschaft besiegelt. Dennoch blieb die Bedeutung von Macau als Kulturzentrum erhalten. Die Macaenser, die nach Hongkong auswanderten, trugen maßgeblich zur Entwicklung dortiger Institutionen des Kultur- und Musiklebens bei. In Macau wurden weiterhin Priester ausgebildet, die in anderen Regionen Ost- und Südostasiens wirkten.Von Macau gingen Impulse aus, die die Kulturentwicklung nicht nur in Hongkong, sondern auch in Osttimor und anderen Regionen und Inseln prägten.


Bedeutung Ostasiens für prozessorientierte Musikforschung


Ostasien ist für die Musikforschung von außerordentlicher Bedeutung. An erster Stelle ist an die Rolle der Musik im alten China zu denken. Seit Jahrtausenden nahm Musik im Weltbild, in der Philosophie, in Staat und Gesellschaft und im Leben Chinas eine grundlegende Stellung ein. Die Musik Chinas wurde im Westen zunehmend in den letzten Jahrhunderten in Publikationen und Instrumentenmuseen beachtet. Sie wird in Weltgeschichten der Musik und lexikalischen Werken erwähnt und bildet einen unverzichtbaren Gegenstand von Studien in der Sinologie und in der Musikethnologie.


Ebenfalls ist die Berücksichtigung der Musik für die Japan-Studien unentbehrlich. Auch hier verdient sie eine besondere Aufmerksamkeit in der Japanologie und Musikethnologie. Korea und andere Länder und Regionen Ostasiens werden ebenfalls in musikethnologischen Studien behandelt. Länder wie die Philippinen bringen jedoch besonders deutlich ins Bewusstsein, dass sich die Forschung notwendigerweise musikgeschichtlichen Prozessen zuwenden muss, die durch die Kolonialpräsenz europäischer und nordamerikanischer Mächte entstanden sind. Diese Hinwendung zu den Wirkungen der Begegnung von Musikkulturen, von Interaktionen von Musikentwicklungen ist auch für China und andere Länder nötig. Das Interesse der Forschung galt bisher fast ausschließlich dem Tradierten, den überlieferten Musikinstrumenten und -gattungen.


Die Quellen dokumentieren, wie bedeutend die Musik in der Begegnung der Europäer mit den Völkern Ostasiens war. Vor allem spielte sie eine maßgebliche Rolle bei der Gewinnung der Menschen, deren Sympathie und Freundschaft, was Voraussetzung zur Herstellung von vertraulichen Beziehungen und zur Vermittlungen von Auffassungen war. Die Musik wurde in diesem Sinne vor allem für die Glaubensverbreitung durch die Missionare eingesetzt. Die Missionsgeschichte Chinas bezeugt, dass westliche Musik und Musikinstrumente dem Wissensaustausch und dem interkulturellen Dialog über Weltanschauungen dienten. Mehr als auf das wechselseitige äußerliche Kennenlernen unbekannter Musik und Musikinstrumente muss die Aufmerksamkeit bei den China-Studien auf die Funktion der Musik als Wissenschaft gerichtet werden.


Aktualität der Erforschung von Kultur- und Musikprozessen in Ostasien


Chinesische Viertel gibt es in einer Vielzahl von Ländern in Südostasien, Europa, Nord- und Südamerika, und China baut Kulturzentren zur Vertiefung von Beziehungen auch in portugiesischsprachigen Ländern wie Mosambik. Japaner und deren Nachkommen – aber u.a. auch Koreaner – spielen unter verschiedenen Aspekten eine wichtigte Rolle in Ländern wie Brasilien. Auch sie unterhalten Kulturzentren und wirken in Hochschulen. Die Ostasiaten sind in Migrationsprozesse eingeschrieben, sie interagieren mit anderen in kosmopolitischen Zentren, sind mit Problemen von Identität und Integration konfrontiert, die aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden müssen.


Bis 1999 war Macau ein portugiesisches Territorium und heute ist es Sonderverwaltungszone. Die Stadt ist in ihrer historischen Architektur und urbanen Gestaltung von der portugiesischen Vergangenheit geprägt. In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Macaenser, vor allem europäischer Abstammung, ausgewandert oder als Rückwanderer nach Portugal gezogen. Kulturvorgänge unter diesen Migranten und ihren Nachkommen finden besondere Beachtung. Damit werden auch Entwicklungen in Macau selbst aus Perspektiven gesehen, die durch die Distanz bedingt sind. Integrations- und Assimilationsprozesse, Verharrung in Traditionen und Adaptationen,  Kulturwandlungen u.a. Verläufe treten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Damit werden auch Kontexte zum Gegenstand von Studien, in denen die portugiesische Sprache nicht mehr vorherrscht.


Historiker haben in mehreren Studien die Bedeutung von Macau für die Kulturgeschichte der europäischen Präsenz im Fernen Osten dokumentiert. Auch Volkskundler haben sich den Traditionen Macaus gewidmet. Veranstaltungen und Publikationen von Kulturinstitutionen und Stiftungen bezeugen die Intensität, mit der die Kultur Macaus unter verschiedenen Aspekten beachtet wird. Das Kulturleben von Macau war über die Jahrhunderte selbstverständlich nicht nur europäisch geprägt, sondern vor allem von den Kultpraktiken und Festhandlungen, von Darstellungen und Musik chinesischer Tradition. Die reichhaltige Bibliothek des Senats bewahrt Zeugnisse des regen Interesses für Bildung und Gelehrsamkeit, der Entwicklungen in Portugal, in anderen europäischen Ländern und im chinesischen Reich, aber auch der Rezeption europäischer Publikationen in der lokalen Presse.


Macau ist gegenwärtig weltweit vor wegen seines quirligen, kosmopolitischen Lebens, seines Nachtlebens mit vielfältigen Unterhaltungsmöglichkeiten und der Casinos zwischen den Inseln Taipa und Coloane bekannt. Die Stadt bietet sich unter verschiedenen Aspekten für Studien der Popularkultur und der Unterhaltungsindustrie an.


Die Bedeutung des westlichen Musiklebens in diesen Ländern bezeugt die Wirkung von Rezeptionsprozessen über die Jahrhunderte. China, Japan, Korea u.a. Länder besitzen neben ihrer tradierten Musikkultur westlich orientierte Theater- und Konzertbauten, Vereinigungen, Orchester und Chöre sowie herausragende ausübende Musiker, die mit westlichem Repertoire internationalen Ruf erlangten. Studien der Diffusion westlicher Musik und Musikinstrumente, der Vorgänge und Wege ihrer Rezeption, Assimilierung und Wirkungen sowie Interaktionen mit Musiktraditionen sind unerlässlich zum Verständnis gegenwärtiger Zustände und Entwicklungen.


Unter diesem Aspekt erweist sich die Bedeutung von Macau in einer prozessorientierten, globalen Musikgeschichte, die sich Prozessen in Ostasien, insbesondere China, widmet. Dort erlernten die Missionare die Sprache und Gepflogenheiten fremder Völker, dort wurden sie nach den Erfahrungen und Informationen von Händlern, Reisenden und anderen Mitbrüdern vorbereitet. Sie wurden dort mit Kulturtraditionen und Musik der großen chinesischen Bevölkerung sowie anderer ostasiatischer Völker konfrontiert. Bei der Ausbildung von einheimischen Priestern ostasiatischer Herkunft erhielten diese Unterricht in westlicher Musik, lernten Gregorianischen Choral und mehrstimmige Musik, nahmen an Chören und Orchestern teil.


Zeugnisse des jahrhundertealten Musiklebens Macaus sind bis heute nicht nur in schriftlichen Dokumenten, sondern auch im Stadtbild zu finden. Die Kirchen und das Seminar sprechen für die Bedeutung der Musik im Kult nach der Tradition der Weltpriester und der Ordensgesellschaften gemäß deren Auffassungen und jeweiligen Traditionen. Das historische Theater D. Pedro V. ist ein sichtbares Zeichen für ein vitales weltliches Kulturleben im 19. und 20. Jahrhundert mit vielfältigen Unterhaltungsangeboten, zirzensischen Spektakeln, Bällen, Theater- und Musikaufführungen. Macau wurde zu einem der wichtigsten Orte Asiens, die von weltreisenden Virtuosen und Operntruppen besucht wurden, welche auch in privaten Häusern von Regierungsvertretern und vermögender Kreise auftraten. Macau war ein wichtiger Knotenpunkt in einem weltweiten Netzwerk von Musikbeziehungen, das Europa, Nordamerika und andere Kontinente zunehmend dichter umspannte. Die militärischen und zivilen Blaskapellen von Macau wurden zu Ausbildungsstätten von Instrumentalisten, die nach der Gründung von Hongkong auch dort portugiesische Kapellen und Instrumentalgruppen bildeten. Auch wirkten sie in anderen Orten wie Shanghai oder auf Solor und Timor. Durch das Aufkommen des Rundfunks spielte Macau eine bedeutende Rolle bei der Ausstrahlung von Informationen und Musik in einer weiten Region des Ostens, was vor allem auch zur Zeit des 2. Weltkrieges von Bedeutung war. Die Konzertgesellschaft von Macau sicherte der Stadt auch nach dem Krieg ein intensives Konzertleben mit Veranstaltung von Vorträgen zur Musikgeschichte.


Entwicklung der prozessorientierten Kultur- und Musikstudien Ostasiens


Die Kultur- und Musikstudien Macaus des ISMPS sind in eine Entwicklung des Denkens und Forschens eingeschrieben, die Mitte der 1960er Jahren in São Paulo/Brasilien einsetzte, einem der größten Zentren chinesischer Migration der Welt. Sie wurden durch ein wachsendes Interesse für die historische Stellung Chinas in der Geschichte der Wissenschaft und Philosophie gefördert, was zu dieser Zeit zu ihrer Berücksichtigung in Lehrplänen von Schulen und Hochschulen führte. Der Krieg in Vietnam trug in Studenten- und Intellektuellenkreisen maßgeblich zu der Entfachung von kritischen Bewegungen bei, die in Entsprechung zu den Protestaktionen in vielen Teilen der Welt für eine Änderung der Denkweisen, Einstellungen und Strukturen eintraten. Zugleich trugen die Einnahme Goas durch indische Truppen und die zunehmenden revolutionären Bewegungen zur Dekolonialisierung in Afrika zur Weckung des Interesses für die portugiesische Präsenz in den fernen Weltregionen bei.


1968 wurde die Gesellschaft Nova Difusão für prozessorientierte Kultur- und Musikstudien in São Paulo gegründet. In ihrem musikologischen Forschungszentrum wurden die verschiedenen Bevölkerungsteile São Paulos Gegenstand von Untersuchungen, unter ihnen auch die großen Gemeinschaften der Chinesen, Japaner, Koreaner u.a. Migranten. In portugiesischen Migrantenkreisen war das europäische Musikleben Macaus seit langem bekannt. Zu diesen Kenntnissen trug vor allem die Publikation Momentos musicais von Francisco do Rego bei, in der die Rolle der Rundfunksendung von Macau für die Diffusion von Informationen und europäischer Musik im Fernen Osten während und nach dem 2. Weltkrieg beschrieben wird. Francisco do Rego, der für die Informations- und Kultursendungen zuständig war, war Musikkritiker und wurde zum Gründer der Konzertgesellschaft von Macau. Seine Publikation lenkte die Aufmerksamkeit auf die Rolle der Medien in Ost- und Südostasien. Der Beginn der Studien wurde mit einem Festival japanischer Musik im traditionsreichen Paramount-Theater São Paulos 1969 eingeleitet.


Auf Hochschulebene wurden China, Japan und andere Länder Ostasiens ab 1972 in Studieneinheiten im Fachbereich Ethnomusikologie der Fakultät für Musik und Kunsterziehung des Musikinstituts São Paulo berücksichtigt. Die erreichbare musikethnologische Literatur wurde studiert und aus der  Perspektive der Entwicklungen der Gegenwart diskutiert. Die Auseinandersetzung mit dem Fernen Osten war für das Fach von besonderer Bedeutung, da sich die Fakultät in einem Stadtviertel befand, in dem vornehmlich Chinesen, Japaner, Koreaner und Migranten aus anderen ostasiatischen Ländern lebten. In Kooperation mit Kulturzentren dieser Länder konnten Beobachtungen und Studien in Vereinen und Musikgruppen durchgeführt werden, die auch Materialien für Abschlussarbeiten boten. Die Durchsicht der Fachliteratur brachte ins Bewusstsein, dass die in Brasilien erreichbaren Texte vielfach von französischen Autoren oder von Asiaten stammten, die in Europa und den USA wirkten. Es wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit die Positionierung des Betrachters die Darstellungen beeinflusst, und zugleich über die Notwendigkeit gesprochen, eine für den portugiesischsprachigen Raum geeigneten Betrachtungsweise zu entwickeln.


Internationale Kooperationen


Die Studien zu Kultur- und Musikprozessen in Ostasien, die in Brasilien einsetzten, wurden ab 1975 von Deutschland aus in enger Zusammenarbeit mit portugiesischen und brasilianischen Institutionen und Experten weitergeführt. Dieser Arbeitskreis sollte auf Empfehlung von Konferenzen in Brasilien und Portugal angesichts der neuen politischen Situation in Portugal und in den überseeischen Gebieten durch Quellenforschungen Grundlagen zur Entwicklung einer kulturwissenschaftlich orientierten Musikforschung eruieren. Deutschland bot für die Entwicklung dieser Studien mit seinen Kulturzentren, Museen und der Tradition der ostasiatischen und musikethnologischen Studien besonders günstige Bedingungen. Besprechungen mit Forschern des Instituts für Völkerkunde und der musikethnologischen Abteilung des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Köln sowie des Rautenstrauch-Joest-Museums von Köln wurden durchgeführt. Köln mit seinem Japanischen Kulturinstitut begünstigte das besondere Interessen für die Musik Japans in der Musikethnologie.


Die Quellen-Studien wurden in Bibliotheken in Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie in vatikanischen Archiven in Rom durchgeführt. Die Kooperation mit Geistlichen, die am Seminar von Macau studierten bzw. wirkten, ermöglichte die Berücksichtigung der dort aufbewahrten Dokumente. Diese reichten bis zu den Hinweisen auf mittelalterliche Missionen der Franziskaner und Dominikaer in der Mongolei. Die Gestalt von Johannes von Montecorvino (1247-1328) als Bischof von Cambalu (Peking) wurde besonders hervorgehoben. Besprochen wurden die Angaben über Glockentürme und Schulen sowie andere kultur- und musikhistorisch relevante Notizen im  Bericht von Marco Polo (1298-1328).


Die Diskussion über die Problematik der Quellen bzgl. ihrer faktischen Historizität setzte bei Besprechungen der Peregrinação von Fernão Mendes Pinto (1509?-1583) an. Berücksichtigt wurden insbesondere Angaben zur portugiesischen Niederlassung in Liampoo auf der Insel Sheung-sui mit den ersten Notizen zu Musik und Festtraditionen mit Desfeitas, Folias, Gesang mit Viola-Begleitung und sonstiger Instrumentalmusik nach portugiesischer Art sowie Musikgruppen verschiedener Völker beim Empfang des Hauptmannes Antonio Faria. Aufmerksam wurden die Angaben zu beruflichen Musikantinnen in portugiesischen Etablissements in China registriert.


Missions- und Wissenschaftsgeschichte


Köln erschien für die Entwicklung einer kulturwissenschaftlich geleiteten Musikforschung, wie sie in Brasilien konzipiert worden war, auch deshalb besonders geeignet, da dort der Jesuit Adam Schall von Bell SJ (1591-1666) geboren ist, ein Missionar, der sich auch als Wissenschaftler und als Mandarin am kaiserlichen Hof von China betätigte. Die Auseinandersetzung mit Adam Schall von Bell bestimmte über Jahrzehnte weitgehend die Überlegungen und Studien über die Beziehungen des Westens zu Ostasien. Sie lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Musik als Wissenschaft in der Begegnung mit China sowie deren Beziehung zum Weltbild, zu Philosophie und Staatsordnung. Die Debatten, die bei den Studien von Schall von Bell einsetzten, erstreckten sich auf andere Missionare, die sich auch als Wissenschaftler betätigten. Diese Studien setzten eine eingehende Beschäftigung mit den historischen Quellen voraus.

 

Vor allem waren für die Arbeiten die Bibliothek und die Wissenschaftler des China-Zentrums des Missionsinstitut in St. Augustin bei Bonn von entscheidender Bedeutung. Von Anfang der Arbeiten an wurde die Aufmerksamkeit auf die Funktion der Musik bei Methoden und Strategien der Verbreitung christlicher Auffassungen in ihren Beziehungen zu Mathematik und Astronomie nach der auf die Antike zurückgehenden Tradition des Quadriviums bei den Jesuiten gelenkt.


Kultur und Musik Ostasiens im Westen


In Köln wurden auch die Kultur- und Musikstudien fortgesetzt, die die ostasiatischen Gemeinden außerhalb ihrer Ursprungsländer betrafen. Sie knüpften an diejenigen Erfahrungen und Beobachtungen an, die im Fachbereich Ethnomusikologie des Musikinstituts São Paulo im chinesischen Viertel sowie in japanischen Kulturzentren und Vereinigungen der Stadt gewonnen wurden. Köln mit seinem Japanischen Kulturinstitut begünstigte das besondere Interessen für die Musik Japans in der Musikethnologie. Dazu konnten die Erfahrungen mit der japanischen Kolonie und deren Nachkommen in Brasilien beitragen. Die in der Musikethnologie kaum beachteten Kulturprozesse in japanischen Auslandsgemeinden sowie deren Rückwirkungen auf Japan selbst wurden fortan berücksichtigt. In historischer Perspektive wurde die Aufmerksamkeit auf die Missionen des 16. Jahrhunderts und deren tragisches Ende, das alte Christentum in Japan und die neuen Phase des japanischen Katholizismus unter dem Aspekt der Musik im 19. und 20. Jahrhundert gerichtet.


1981 wurden bei dem internationalen Kongress zum Thema Kirchenmusik und brasilianische Kultur in São Paulo die Überlegungen mit leitenden Vertretern und Musikgruppen der japanischen Gemeinden über den Stand und die Entwicklungen der Kultur- und Musikstudien der Japaner und deren Nachkommen Gegenstand der Debatten. Dabei wurden auch die Erfahrungen derjenigen musikalisch im Westen ausgebildeten Japaner und deren Kinder besprochen, die nach Japan zurückkehrten.


Christliche Traditionen und Synkretismus


Die Studien der Quellen zur Missionsgeschichte in Ostasien beschäftigten sich seit 1975 mit der Funktion der Musik in der Strategie der Missionare bei ihrer Anpassung an fremden Kulturkontext, ihren Vorgehensweisen und Einwirkungen auf Weltanschauungen und Kulttraditionen, aber auch bei der Entstehung von Interaktionen, die zu synkretistisch anmutenden Auffassungen und Kultformen führten. Diese von Rom als ein Risiko angesehene Entwicklung war einer der wichtigsten Gründen für den Akkomodationsstreit, der die Kirchengeschichte des Ostens in den ersten Jahrhunderten belastete. Die Ergebnisse von religiösen Interaktionen wurden Hauptgegenstand von Studien und Besprechungen, die in Kooperationen mit dem China-Zentrum von St. Augustin und anderen Missionsinstituten seit 1975 durchgeführt wurden.


Durch die weltweiten Bestrebungen nach Inkulturation in nachkonziliarer Zeit erschien eine erneute Auseinandersetzung mit Fragen der Akkomodation vergangener Jahrhunderte als notwendig und aktuell. 1989 wurde in Kooperation mit dem ISMPS ein Internationales Symposium zum Thema Christliche Traditionen und Synkreitismus in Bonn veranstaltet, bei dem das Thema religionswissenschaftlich, kirchengeschichtlich und volks- und völkerkundlich unter dem Aspekt der Musik diskutiert wurde. Dabei wurde auch das Weiterleben synkretistisch erscheinender Formen vor allem hinsichtlich der Marienverehrungen in Macau, aber auch in anderen von den Portugiesen geprägten Regionen diskutiert. Das Bild der Meeresgöttin und Königin des Himmels stand im Mittelpunkt der Debatten. Ihre Verehrung in Macau und in mehreren chinesisch geprägten Orten der Welt – u.a. im malaiischen Raum – wurde besprochen. Diskutiert wurde die Notwendigkeit, eine zugrunde liegende Welt- und Menschensicht zu eruieren, die Harmonisierungen von Auffassungen und Darstellungen verschiedener Kontexte ermöglichte.


1996 - 1999 | Programm Ost/West zur Übergabe von Hongkong und Macau an China


1996 eröffnete das ISMPS ein Studienprogramm in Macau und Hongkong zum Anlass der Übergabe beider Territorien an China. Es sollte eine Reihe internationaler Projekte und Veranstaltungen einleiten, die bis zur Wiedereingliederung von Macau 1999 andauerten. Die Studien sollten eine Bilanz der West-Ost-Beziehungen über Jahrhunderte ziehen und Perspektiven für ihre Zukunft in Kultur- und Musikwissenschaft eröffnen. In Interviews sollten die Entwicklungen vor Ort besprochen werden, die zur Auswanderung von Europäern in verschiedene Regionen der Welt und Umorientierung von Kulturinstitutionen führten. Es wurden Besprechungen mit dem Bischof Macaus geführt, der über die Arbeiten des Interuniversitären Instituts berichtete und als Komponist religiöser Gesänge auch den Stand und die Tendenzen der Kirchenmusikpraxis in Macau unter den neuen Bedingungen erläuterte. Unter historischer Perspektive wurde an die Bedeutung der instrumentalbegleiteten Kirchenmusik in Macau im 18. und 19. Jahrhundert erinnert, die durch die Restaurationsbewegung und das Motu proprio von 1903 aufgelöst wurde.


Bsprochen wurde u.a. die Musikpflege an der Confraria de Nossa Senhora dos Anjos des Klosters der hl. Klara mit ihren populären Festen am São Francisco-Feld. Aufwendig und glanzvoll war die Kirchenmusikgestaltung beim Kult und bei Festen der Rosenkranzbruderschaft am Dominikaner-Kloster mit ihren Novenen, gesungenen Messen und Prozessionen, an denen auch Blaskapellen wie die Municipal und des Waisenhauses der Salesianerinnen teilnahmen. Die Fronleichnamsprozession in Macau war wegen ihre Pracht im ganzen Osten berühmt. Zu den größten Volksfesten Macaus – wie in anderen von den Portugiesen geprägten Orten – gehörte das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, das auch mit Blaskapellen und Feuerwerk nach chinesischer Art gefeiert wurde. Das Johannes-Fest und überhaupt die Juni-Feste von Antonius, Johannes sowie Petrus und Paulus waren wie auch in anderen Regionen des portugiesischen Reiches die an Traditionen reichsten des Jahres. Einen Bezug zur missglückten Besatzung durch die Holländer 1622 begründete die Johannes-Feier des Leal Senado.


Neben der Musik spielte die Redekunst eine bedeutende Rolle in der Gestaltung kirchlicher Feste. Die Zusammenhänge zwischen Kirche, ziviler Verwaltung und Militär führten auch dazu, dass Geistliche patriotische Lieder komponierten, wie die Hymnen A Patria von Soares de Passos und das von einem Priester komponierte Portugal, was für den ausgeprägten Patriotismus der Geistlichen und Missionare zeugte, die in den verschiedenen Regionen des Ostens wirkten. Diskutiert wurde über die Beziehung des Militärs und von Seeleuten zu den kirchlichen Traditionen und ihrer Musik. In die Geschichte ging die Teilnahme der Besatzung der Galeere Deslumbrante am Fest von Nossa Senhora da Guia im Dominikaner-Kloster 1863 ein.


Das Verbot der Mitwirkung der Banda da Sociedade Philarmonica Vasco da Gama bei Hochzeitszeremonien gehörte zu den Maßnahmen, die einer „Entweltlichung“ der Kirchenmusik entgegenwirken sollten. Die Rolle des Diozösansseminars für die Durchsetzung restaurativer Bestrebungen in Ost- und Südostasien stand im Mittelpunkt der Überlegungen. Das Ideal der Bildung eines einheimischen Klerus im restaurativen Geist bestimmte Generationen von Priestern und Missionaren. Dabei spielten Persönlichkeiten wie D. João Paulino als Komponist des Hymnus des Seminars sowie von Pe. J. Lau als Dirigent des Chores und Orchesters der Seminaristen eine führende Rolle.


1997 - 2001 | Ostasien in einer Musikgeschichte in globalen Zusammenhängen


Macau gehört zu den Orten, die für Studien der Rolle der Musik bei Begegnungen und Interaktionen von Kulturen besonders geeignet ist. Es nahm unter dem Aspekt der Kontakte und Wechselbeziehungen zwischen West und Ost bis zur Gründung von Hongkong eine Schlüsselposition ein. Über Jahrhunderte lebten in der Stadt nicht nur Chinesen und Portugiesen unterschiedlicher Regionen mit- und nebeneinandern, beobachteten sich, wirkten vielfach in den jeweiligen Festen mit, kannten auch gegenseitig Traditionen und Musik des jeweils Anderen. Als Hafenstadt stand Macau in Handelsbeziehungen zu zahlreichen anderen Orten Chinas, der chinesischen Insel sowie des malayischen Raumes. Goa in Indien war der primäre Bezugspunkt dieses Netzes von Beziehungen, aber Macau war der Hafen für Ein- und Ausfuhr von und nach Ost- und Südostasien, Zentrum von Informations- und Kommunikationskanälen, des Handels und der Verhandlungen, der Vorbereitung und Sendung von Händlern, Verwaltern und Missionaren. Die Musik spielte hierbei eine bedeutende Rolle. Das lebhafte Musikleben von Macau prägte die Psyche und Mentalität derjenigen, die in die weite Ferne zogen. Die Geistlichen und Missionare erlebten die Kirchenmusik in den Kirchen Macaus und erhielten musikalische Ausbildung, nahmen aber auch Kenntnis von der Bedeutung der Musik als Wissenschaft in ihren Beziehungen zum Weltbild bei den Gelehrten des kaiserlichen Chinas.


Von Anfang an der auf Prozesse ausgerichteten Kultur- und Musikstudien des ISMPS wurde die Rolle Macaus unter dem Aspekt der Begegnungen und Interaktionen betrachtet. Im Anschluss an die Besprechungen und Forschungen in Macau und Hongkong 1996/97 im Rahmen des Studienprogramms anlässlich der Übergabe dieser Territorien an China wurde eine Vorlesungsreihe zum Thema Musik in der Begegnung der Kulturen am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln in Zusammenarbeit mit dem ISMPS veranstaltet. In mehreren Semestern wurde zwischen 1997 und 2001 Ostasien unter besonderer Berücksichtigung von China in seinen Wechselbeziehungen zum Westen in den verschiedenen Jahrhunderten betrachtet. Die Veranstaltungsreihe diente dazu, die Notwendigkeit der Berücksichtigung historischer Prozesse in der Musikethnologie und der Entwicklung einer Musikgeschichte in globalen Zusammenhängen hervorzuheben.  


Eine besondere Beachtung fanden die europäischen Künstler, die bei ihren Weltreisen Macau und andere Städte Ost- und Südostasiens besucht haben. Unter den Virtuosen hob sich Raul Sipp, der Schüler von Liszt, hervor, der in der Residenz des Baron von Cercal in Macau 1863 eigene Kompositionen sowie Werke von Thalberg, Weber und Herz vorgestellt hat.  Ein anderer herausragender Virtuose und Komponist, der Macau besuchte, war Anton de Kontski, der sich als Hofmusiker des deutschen Kaisers 1895 und als Vertreter einer legitimen Interpretation der Werke Beethovens hervortat. Er brachte mit seinen Werken, unter anderen Le sultan de Zanzibar, die Rezeption des Orients im Exotismus Europas bemerkenswerterweise in den Osten zurück. Um die Wende zum 20. Jahrhundert machte sich das Bestreben um Erneuerung des Repertoires nach den neuen Tendenzen Europas in Macau bemerkbar. Die veralterten Programme der Blaskapellen wurde 1897 kritisiert. 1915 erfolgte ein anspruchsvolles Kammerkonzert des Violinisten M. Piastro und des Pianisten A. Mirovitch im Hotel Macau. Bemerkenswert war die Tradition des Flötenspiels in Macau. 1898 wurden von einem Flötisten aus Macau technische Verbesserungen am Instrument vorgenommen, die auch in anderen Regionen des Fernen Ostens übernommen wurden. Mit dem erneuerten Instrument wurden Benefizkonzerte zugunsten der Feierlichkeiten für das 4. Zentenar des portugiesischen Indiens 1898 veranstaltet


Die reisenden Opergesellschaften, die Ostasien im 19. Jahrhundert besuchten, verdienten besondere Aufmerkamkeit. 1863 trat eine italienische Operngruppe in Macau auf, 1865 besuchte die französische Operntruppe Maugard Macau, Hongkong und Manila. Für die Opernaufführungen ohne geeignetes Orchester und lokale Sänger wurde viel improvisiert. Der Sänger Viard trat mit anderen als die Viardinis auf den Philippinen auf. Von Amerika kamen 1864 die Minstrels Christy nach Macau und anderen Orten des Ostens.


Der italienische Einfluss im Kulturleben war auch beim Karneval zu spüren. Der alte Entrudo des portugiesischen Brauchtums wurde 1864 durch den Karneval mit Maskenbällen nach italienischem Vorbild ersetzt. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wurde zunächst Hongkong von ausländischen Musikern und Operngruppen besucht, die von dort aus in Macau auftraten. 1883 wirkten in Hongkong italienische Opergesellschaften, die im Anschluss nach Macau kamen. 1884 besuchte eine englische Gesellschaft Hongkong und bot zum ersten Mal eine komische Oper auf Englisch in Macau an. Die Saison von 1915 wurde zu einem Markstein der Entwicklung einer anspruchsvollen Operntradition mit der Aufführung von Opern von Verdi und Bizet in Macau. 1917 wurde dort das Theater Pedro V. wiedereröffnet.


2002 | Quellenstudien: Ostasien im 19. und 20. Jahrhundert


Die Entwicklung einer Musikgeschichte in globalen Zusammenhängen ist ein Erfordernis einer von Globalisierung geprägten Gegenwart. Eine adäquate Musikhistoriographie in weltweiten Kontexten unterscheidet sich von älteren Ansätzen zu einer Universalgeschicht der Musik. Die Studien zur Musikgeschichte Ostasiens im 19. Jahrhundert setzten in den 1970er Jahren ein. Sie wurden im Fachbereich Musikethnologie des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Köln durchgeführt. Die Thematik wurde in einem umfassenderen Rahmen beim Projekt Music in Life of Man des Internationalen Musikrates/ICM/UNESCO seit den 1980er Jahren behandelt.


Nach der kulturwissenschaftlichen Orientierung des ISMPS verlangt dieses Anliegen die Analyse von Prozessen in globalen Zusammenhängen. Dafür ist die Erschließung von Quellen und deren kontextgerechte Lektüre notwendig. Für das 19. und das 20. Jahrhundert bieten Reiseberichte, Zeitungen, Illustrierte und populärwissenschaftliche Bücher Angaben von Bedeutung für Studien des Musiklebens in den verschiedenen Kontexten. Wenn für die früheren Jahrhunderte maßgebliche Dokumente in offiziellen Archiven, Bibliotheken und Sammlungen in Ordensgemeinschaften aufbewahrt werden, so wurde diese rezentere Literatur vielfach aus dem Bestand von Bibliotheken als wertlos aussortiert. Umfangreiche Projekte zur Erfassung von Quellen wie Fontes artis musicae sowie weltweite bibliothekarische Erschließung von Beständen, die auch medial zur Verfügung gestellt werden, haben noch nicht Archive abgelegener Regionen oder im privaten Besitz gänzlich erfasst. Mit der Übergabe von Hongkong und Macau an China stellte sich auch die Frage nach dem Verbleib von privaten Sammlungen derjenigen, die in die verschiedenen Regionen der Welt ausgewandert sind.


Um die Situation an Ort und Stelle zu untersuchen, regte das ISMPS 1999 eine Reise von Kultur- und Musikforschern nach Macau an, die von der Oriente-Stiftung Portugals unterstützt wurde. Die Auseinandersetzung mit Reiseberichten, Tagespresse und sonstigen Druckerzeugnissen verlangte aber besondere Aufmerksamkeit bei der Deutung der Daten. Diese Problematik wurde zum Gegenstand eines Oberseminars, das 2002 in Zusammenarbeit mit dem ISMPS am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Bonn abgehalten wurde. Ein Aspekt der Besprechungen galt den Dokumenten über die Rolle der Musik in sozialen und karitativen Organisationen im Fernen Osten, wie z.B. bei Veranstaltungen der Santa Casa de Misericórdia von Macau oder bei den Freilichtkonzerten zugunsten der Mittellosen des Asilo da Mendicidade. Die Sammlungen im Familienbesitz stellen einen wichtigen Fundus von Quellen dar. Die traditionsreiche Familie Lourenço Marques organisierte Benefizkonzerte zugunsten von Kindern in Not.


Für die Erhebung von Notenmaterialien boten sich vor allem Archive von militärischen und zivilen Blaskapellen an. Annoncen in der Tagespresse zeugen von einer Vielzahl von Instrumentisten, die neben ihrer beruflichen Mitwirkung in der Banda da Guarda Policial auch an Hochzeiten und anderen Festen teilnahmen. Weitere  Notenmaterialien sollten in Schulen gesucht werden. Die Zeitungen sprechen für die Musikerziehung nach europäischen Vorbildern in der Escola Central de Macau sowie von Musikaufführungen bei Schulakten, wie bei der Eröffnung des Theaters der Escola Nova 1919. Sie bezeugen auch die Tätigkeit privater Musikschulen, wie die von Constâncio J. da Silva.


1998 | Macau im Kolloquium zur Musikanthropologie


Macau und die Macau-Forschung waren Gegenstand der Aufmerksamkeit beim internationalen Kolloquium zu dem Verhältnis von Musik und Menschenbild, das zum Anlass des Vasco-da Gama-Jahres 1998 in Brasilien vom ISMPS mit Unterstützung der Nationalkommission für die Entdeckungen Portugals, Universitäten und Studienzentren durchgeführt wurde. Die Veranstaltung sollte an Besprechungen anknüpfen, die bei einer Konferenz zur Musikanthropologie am Zentrum fundamentaler Anthropologie in Royaumont 1984/85 stattfanden. Die Quellen zu der Missionsgeschichte Chinas verweisen auf die Bezüge von Musik sowohl zur Wissenschaft als auch zum Menschenbild bei der Begegnung und den Interaktionen am Kaiserhof und mit den Gelehrten Chinas. Ein im Rahmen der Übergabe Macaus an China veröffentlichtes, umfassendes Werk über die historischen Quellen in den Archiven Macaus wurde unter dem Aspekt einer kulturwissenschaftlich orientierten Musikforschung besprochen.


2002 | Musik und Religion in West/Ost-Prozessen


Studien der Funktion der Musik bei Prozessen, die seit der Ankunft der Europäer in Gang gesetzt wurden, stützen sich vornehmlich auf Angaben über die Musik im Kult und bei Festen zu religiösen Daten. Die Korrespondenz der Missionare und sonstige Quellen der Missionsgeschichte sind für die Forschung unentbehrlich. Sie verleiten aber dazu, die Informationen und Entwicklungen aus der Perspektive ihrer christlichen Autoren zu betrachten. Für eine Forschung, die die Reziprozität bei den Interaktionen beachtet, ist eine kirchliche bzw. konfessionell gebundene oder theologische Betrachtungsweise nicht angemessen. Zur Debatte einer Erneuerung der Kultur- und Musikstudien aus der Sicht der Religionswissenschaft sollte 2002/03 ein Oberseminar an der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit dem ISMPS beitragen. Besonders hinsichtlich China ist die Berücksichtigung jahrhundertealter Weltanschauungen bzw. Philosophien und Kultformen zu beachten, da diese selbst westliche Missionare nicht unbeeinflusst ließen. Anlässlich der Städtepartnerschaft Ningbo-Santos wurde dieser religionswissenschaftliche Ansatz am Bild der Meeresjungfrau und Königin des Himmels in China und in Brasilien erprobt.


2002 | Ostasien in den Kolonial- und Postkolonial-Studien


Die Übergabe von Hongkong und Macau an China, die vielfalch als Ende des westlichen Kolonialismus im Osten und Markstein der Dekolonialisierung angesehen wurde, regte eine Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und dem Kolonialismus im Allgemeinen an. Beim internationalen Kongress Euro-Brasilianischer Studien 2002 wurde die Notwendigkeit erörtert, die theoretischen Ansätze der Post Colonialism Studies auch in der portugiesischsprachigen Forschung zu berücksichtigen. Hongkong und Macau bieten einen geeigneten Kontext für koloniale Studien. Die Quellen bezeugen die Mitwirkung von Chören, Instrumentalisten und Blaskapellen bei zivilen und militärischen Feiern Portugals und zu Daten von Bedeutung für die Entdeckungs- und Kolonialgeschichte. Die Veranstaltung von Bällen und Musikaufführungen im Gouverneurspalast – was für 1863 bezeugt ist – diente politisch-diplomatischen Zwecken. Sie trugen zur emotionalen Bindung der Bevölkerung zum portugiesischen Königshaus bei.


Die weltliche Chor- und Instrumentalmusik diente der Stärkung der portugiesischen Identität und patriotischer Gefühle. Hier hoben sich die Gruppen von Zupfinstrumenten hervor, die um die Jahrhundertwende weltweit in der portugiesischsprachigen Welt populär wurden.  Zu ihnen zählten die Troupe de Bandolinistas von João Moreira und A. M. Vasconcelos. Die meist nach dem Vorbild von Coimbra gebildeten Tunas besangen Portugal in Hymnen und Chorwerken. Es gab Tunas von Soldaten und Händlern sowie von Seeleuten. Sie sangen bei der Weihe von Flaggen und Standarten, wie bei der Tuna dos Sérios unter Leitung des Sergeants A. Fonseca 1915.


In den traditionsreichen Vereinen – die Sociedade Filarmónica de Macau bestand bereits 1845 – wurde eine Vielzahl von Instrumentalisten ausgebildet, die in anderen Orten mit portugiesischen Gemeinden in Ostasien wirkten. Portugiesen aus Macau gründeten die Banda de Schamee 1900 in Hongkong sowie im gleichen Jahr die Bangkok Philarmonic Society in Thailand. Selbst aus Kriegszeiten sind Hinweise über Musikpraktiken der Matrosen auf portugiesischen Schiffen vorhanden. Im Teatro Club von Macau trat 1917 eine Theatergruppe des Kanonierschiffes Pátria auf. Am Ende des 1. Weltkrieges trugen Musikveranstaltungen unter Mitwirkung von Offizieren zu humanitären Kampagnen bei, die vom Grémio Militar Macaus veranstaltet wurden. Musik diente auch zur Feier freundschaftlicher Beziehungen von Portugal zu England und somit auch von Macau zu Hongkong.


2003 | Ostasien in den Cultural Studies


Die Übergabe von Hongkong an China brachte die Notwendigkeit ins Bewusstsein, die Zustände und Entwicklungen aus der Perspektive und mit Fragestellungen der britischen Cultural Studies zu betrachten. Die im anglophonen Raum besonders verbreiteten Ansätze sollten bei der Kulturanalyse Hongkongs erprobt werden. 2003/04 wurde auf der Grundlage der Beobachtungen vor Ort im Rahmen der Arbeiten des ISMPS ein Oberseminar zum Thema an der Universität Bonn gehalten. Die Überlegungen nahmen ihren Ausgang von dem in Macau bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entworfenen Projekt des Cancioneiro Musical Crioulo, in dessen Rahmen Liedweisen aus Macau veröffentlicht wurden. Die Feststellung, dass es im Dialekt gesungene Lieder in Macau gab, die in einem Cancioneiro gesammelt wurden, erlangt sowohl volkskundliche als auch linguistische Bedeutung. Gegenstand der Besprechungen war auch eine Parodia à Bastiana, die aus der Volkstradition durch einen Offizier dem Autor des Projekts vermittelt wurde. Diskutiert wurde die Herkunft dieser Parodie, die in Lissabon vor allem zur Karnevalszeit populär war, aber auch die bedenklichen Konnotationen einer grotesken Darstellung einer schwarzen Bastiana. Dabei wurde erwogen, dass auch in Brasilien vergleichbare groteske Bilder zu verzeichnen sind, wie das der Negra Catilina.


Die Perspektive der britischen Cultural Studies lenkte die Aufmerksamkeit auch auf die Popularkultur in Ostasien. Gesellschaftstänze und Salonmusik spielten im 18. und 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Leben der Städte und Gemeinschaften. Sie wurden auch mit verschiedenen Orten und Kontexten assoziiert. Ein Beispiel dafür waren die indischen Quadrillen in Macau, deren Bezeichnung eine Herkunft aus Goa vermuten lässt. Wie in anderen Teilen der Welt widmeten auch Dirigenten von Macau Kompositionen Personen und Institutionen des öffentlichen Lebens. So widmete C. do Canto e Castro den Galoppe Luz Brilhante der Polizeiwache von Macau und dessen Kommandeur Francisco de Paula Luz. Ausgehend von dem Animatografen von Macau wurde in dem Seminar über die Musik für Stummfilme in China gesprochen. Dabei wurde die Filmgesellschaft Chan Silva & C.A. berücksichtigt, die während des I. Weltkrieges Filme im Theater D. Pedro V. in Macau vorführte.


2004 | Kultur- und Musikprozesse in Ostasien unter dem Aspekt der Gender Studies


In Zusammenhang mit dem ersten Oberseminar zu Cultural Studies in der Musikforschung wurde auch ein Seminar zu Gender Studies an der Universität Bonn 2003/04 in Zusammenarbeit mit dem ISMPS abgehalten. Themen dieses Studienbereiches wurden auch in ostasiatischen Kontexten betrachtet. Eine besondere Berücksichtigung galt der Rolle der Frauen bei der Begegnung von Westen und Fernem Osten seit der Entdeckungszeit. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Erwähnung von musizierenden Frauen bei den ersten Niederlassungen der Portugiesen in China.


Für das 19. Jahrhundert gibt es Angaben in den Quellen, die die allmählich wachsende Präsenz von Frauen im Musikleben bezeugen. Wie in der Presse beklagt wurde, nahmen kaum Frauen an öffentlichen Konzerten von Blaskapellen Macaus teil. Sie traten aber in Erscheinung als Sängerinnen und Instrumentalisten bei Wohltätigkeitskonzerten. In Hongkong spielten Frauen als Sängerinnen und Spielerinnen von Klavier und Zupfinstrumenten bereits eine wichtige Rolle. Diskutiert wurde das herrschende Frauenbild – die Frau als „konkretisierte Musik“ – sowie die Gender-Konnotationen von Orten und Landschaften. So wurde Macau poetisch mit der Süße und Wärme seiner sommerlichen Nächte beim Mondlicht am Meer als feminin besungen.


2008 | Ostasien in Studien zu Migrationen und Ästhetik


Die Untersuchungen von Prozessen in den Kultur- und Musikstudien Ostasiens können nicht die vielfältigen Ein- und Auswanderungen unberücksichtigt lassen, die Geschichte und Gegenwart vieler Länder prägen. In der malayischen Inselwelt sowie in anderen Erdteilen sind Gemeinden entstanden, die nicht nur tradierte Lebensweisen, Kultformen und Feste aus ihren Herkunftsländern bewahren, sondern sich in die neuen Gesellschaften integrieren und Kulturveränderungen erfahren. Die Studien Ostasiens, wie sie beim ISMPS durchgeführt werden, sind bezeichnenderweise in einem Stadtviertel São Paulos entstanden, das u.a. von Chinesen, Japanern und Koreanern bewohnt ist. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur sowie die Assimilation von Elementen der Musik der neuen Gesellschaft finden ihren Ausdruck in Musikkompositionen und Aufführungsformen. Die Thematik Migration und Ästhetik wurde 2008 zum Gegenstand eines Hauptseminars, das am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln in Zusammenarbeit mit dem ISMPS durchgeführt wurde. Die Debatten sollten auch Projekte vorbereiten, die in den folgenden Jahren in von Ostasiaten besonders geprägten Vierteln in Südostasien, in europäischen Ländern und in den USA stattfinden sollten.



Studienzyklen

(Auswahl)


Penang, Malaysia


Die Betrachtung der chinesischen Präsenz in der südostasiatischen Inselwelt ging in der Perspektive der portugiesischsprachigen Forschung von drei Bezugspunkten von Netzwerken aus, die eng miteinander verflochten sind: Macau, Malakka und Osttimor. Der Hauptbezugsort ist Macau, denn über ihn verlief im Allgemeinen der Weg der Portugiesen nach Malakka, Solor und Timor. In Macau lagen die Stützpunkte des Militärs und dort wurden die Geistlichen ausgebildet, die im malayischen Raum wirkten. Die Musik spielte bei den Autoritäten und Militärs, die von Macau aus in den fernen Regionen wirkten, eine dermaßen große Rolle, dass dies gar als ein Risiko für das Bestehen und die Sicherheit der Interessen Portugals in der Region kritisiert wurde. So wurde die Schaffung einer Musikkapelle in Timor 1902 in Macau polemisch diskutiert. Es wurde zwar anerkannt, dass die Musik der öffentlichen Ordnung in den portugiesischen Gebieten diente, die im Verhältnis zur Truppenstärke hohe Zahl von Musikern an strategischen Orten brachte aber auch Sicherheitsrisiken mit sich. Das chinesische Viertel in Penang gehört neben dem Singapurs zu den bedeutendsten Zentren chinesischer Präsenz in der Region. Penang wurde im Rahmen der Migrationsstudien des ISMPS besucht.


Materialien

(Auswahl)


Tradições religiosas cristãs-ocidentais e asiáticas em processos internacionalizadores

A música popular em processos internacionalizadores à época da Segunda Guerra Mundial

Chineses da imigração em processos internacionalizadores

A mãe-d'água e rainha dos céus na imigração chinesa em Singapura



Peking


Die Übergabe von Hongkong und Macau an China als ein Markstein in den Beziehungen zwischen West und Ost bestimmte die Überlegungen in den Ostasien-Studien des ISMPS. Die Studien der dadurch eintretenden Entwicklungen verlangte auch die Berücksichtigung chinesischer Sichtweisen. Zum Anlass der Präsenz Chinas als Partnerland auf der Hannover-Messe 2012 stellte sich die Frage nach Stand und Entwicklung der Kultur- und Musikstudien in den Universitäten, Museen und Kulturzentren Chinas selbst. Bei einer Chinareise ermöglichten Beobachtungen von Kultureinrichtungen in Beijing/Peking einen Einblick in die Entwicklungen aus chinesischer Sicht. Peking erlangt hierfür vor allem auch wegen seines Observatoriums besondere Bedeutung, da hier auch an die Missionare, die sich als Wissenschaftler betätigten, gedacht wird. Dieses Museum stellt den adäquaten Ort dar zur Behandlung der Frage der Beziehungen zwischen Musik-Wissenschaft, Mathematik und Astronomie bei den Interaktionen zwischen dem Westen und China.


Materialien

(Auswahl)


China e Brasil: potências emergentes em processos globais

Comércio marítimo em processos culturais sino-ocidentais

Astronomia nas relações entre a China e o Ocidente

Cômputo de tempo e calendário nas relações entre a China e o Ocidente

Ciência, auto-análise cultural e o primado do Caráter

O Budismo aplicado nas relações sino-ocidentais

O caminho do Confucionismo no "fazer-se chinês para ganhar chineses"

A música na influenciação mental da China

A Gruta de Camões como Sábio por Excelência e Confúcio do Ocidente

A mulher nas relações sino-européias

O lúdico como tarefa de análises a serviço do entendimento sino-ocidental



Manchester, UK


Die Übergabe von Hongkong an China bedeutete das Ende der offiziellen britischen Vorherrschaft im chinesischen Raum. Es stellte sich die Frage, wie dieses Ereignis in den chinesischen Auslandsgemeinden in anderen Teilen der Welt rezipiert wurde. Die Präsenz Chinas bei der Hannover-Messe 2012 regte an, dieser Frage durch Beobachtung einer der größten chinesischen Gemeinden in Großbritannien nachzugehen. Bei einer Studienreise nach Manchester wurden in dem dortigen chinesischen Viertel Beobachtungen angestellt.


Materialien

(Auswahl)


Música sacra em Hong Kong

Música sacra em Macau

Il Guarany e Salvator Rosa de Antonio Carlos Gomes (1836-1896) em Kowloon

Emmarentia Anna Peter Van der Hoeven (1836-1865)

Judeus na internacionalização e profissionalização da vida musical em centros comerciais da Europa, das Américas e da China

Chopin em Manchester e na China e o acariciar teclas de Anton de Kontski (1817-1899)

Migrações a centros de comércio e mudanças de práticas tradicionais

 O comércio musical de portugueses em Hong Kong